Ostmoderne zwischen Abrissbirne und Hype?
Sonntag, 18.07.2021, 17:00 Uhr | Vortrag und Diskussion | Ort: ehem. Picknick, Grunaer Straße 28, 01069 Dresden
Begleitveranstaltung im Rahmen der Pop-Up-Ausstellung „Zeit-Geschmack? Up-cycling Picknick“ (Ausstellungsdauer: 04.07.2021 – 08.08.2021)
Vortrag: Milchbars, Stuben, Spezialitätenrestaurants. Gaststättenarchitektur in der DDR.
Prof. Dr. Daniela Spiegel, Baugeschichte und Denkmalpflege, Hochschule Anhalt in Dessau
Gastronomische Einrichtungen waren wichtige städtebauliche und soziale Elemente, welche die persönlichen wie kollektiven Erinnerungen der DDR-Bürger*innen wesentlich geprägt haben, heutzutage aber kaum mehr vorhanden sind. Die DDR-Gastronomie umfasste eine große Bandbreite unterschiedlicher Einrichtungen, und zeigte zugleich eine enorme gestalterische Vielfalt. Zeitgleich, mitunter sogar im selben Gebäudekomplex, entstanden modernistisch-funktionale Schnellrestaurants neben folkloristisch-rustikalen Stuben und eleganten Bars. Wenngleich bis dato kaum als forschungsrelevant ernstgenommen, waren die meisten dieser neu gestalteten Gasträume Gesamtkompositionen, bei denen die wandfeste Ausstattung mit Mobiliar, Beleuchtung, Dekoration, Geschirr und nicht zuletzt dem gastronomischen Angebot genau abgestimmt war.
Ein wichtiges Ziel dieser „Erlebnisräume“ war die Stiftung von Identität. Dies konnte auf unterschiedlichen Ebenen verlaufen: Während zahlreiche großstädtische Gaststätten-Interieurs die Fortschrittlichkeit und Weltgewandtheit der DDR zu visualisierten versuchten, fokussierte die touristische Gastronomie meist auf lokale und regionale Traditionen. Im Neubau genauso wie in historischen Bestandsbauten bestand hierbei die besondere Herausforderung für die Architekt*innen und Künstler*innen, für die gastronomischen Themen eine auf Gebäude und Zielgruppen passende Formensprache zu finden.
Anhand unterschiedlicher Beispiele versucht der Vortrag der Frage nachzugehen, welchen baulichen und gestalterischen Niederschlag der Wunsch nach Identitätsbildung in den DDR-zeitlichen Gaststätten gefunden hat.
Prof. Dr.-Ing. habil. Daniela Spiegel
Daniela Spiegel ist Architekturhistorikerin und Denkmalpflegerin. Sie lehrte und forschte als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin sowie an der Bauhaus-Universität Weimar. Seit 2019 ist sie Professorin für Baugeschichte und Denkmalpflege an der Hochschule Anhalt.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Denkmalpflege, Architektur- und Städtebaugeschichte des 20. Jahrhunderts. Neben dem faschistischen Erbe Italiens, mit dem sie sich in verschiedenen Forschungsprojekten auseinandersetzte, erforschte sie in ihrer Habilitation das touristische Erbe der DDR. Daniela Spiegel ist Kollegiumsmitglied des DFG-Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Theorie & Lehre der Denkmalpflege.
Impuls zur Diskussion: Zum Umgang mit Architektur der Ostmoderne in Dresden
Kurzinput zum aktuellen Stand in Dresden und darüber hinaus aus Sicht des Netzwerks ostmodern.org
Diskussion der Vortragenden mit den Protagonisten der Ausstellung:
- Prof. Dr. Daniela Spiegel, Baugeschichte und Denkmalpflege, Hochschule Anhalt in Dessau
- Claudia Quiring, Kustodin für Bauentwicklung und Stadtgeschichte am Stadtmuseum Dresden
- Henning Haupt, Professur für Gestaltungslehre an der TU Dresden
- Marco Dziallas, Netzwerk ostmodern.org
Die Anmeldung erfolgt über den Besucherservice des Stadtmuseums Dresden:
E-Mail: service@museen-dresden.de
Tel.: 0351 488-7272 (Mo-Fr. 9-17 Uhr)
Internetseite Stadtmuseum Dresden
Eintritt frei
Veranstalter: ZfBK – Zentrum für Baukultur Sachsen in Kooperation mit dem Stadtmuseum Dresden