Film- und Gesprächsabend: Neues gemeinschaftliches Bauen – New Commons A way to overcome

Montag, 04.12.2023, 19 Uhr | Film und Gespräch: Aktuelle Projekte in der Ukraine | im ZfBK

Film und Gespräch der Regisseurin Dr. Nataliia Mysak, The Human Chain, 2023 mit Stadtplanerin Iris Gleichmann

Die ukrainische Architektin Nataliia Mysak zeigt in ihrem Film Wiederaufbau-Initativen im Krieg. Gedreht wurde in diesem Herbst u.a. in Lwiw und Charkiw. Porträtiert werden Gruppen, die Häuser reparieren, neue Formen von Gemeinschaft, die entstehen bis hin zur Konzepten von Nachhaltigkeit unter den Bedingungen der existenziellen Krise.


Neues gemeinschaftliches Bauen – New Commons A way to overcome

Der Krieg gegen die Ukraine stellt eine simultane Vielzahl von enormen Herausforderungen dar: die militärische Verteidigung; die Zerstörung ziviler Infrastruktur, insbesondere von Wohngebäuden; die Bewältigung der Ströme von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen; Reparatur und Wiederaufbau des Landes schon während des Krieges; die Betreuung von Kriegsversehrten und nicht zuletzt die Fortführung notwendiger Reformen.

Die ukrainische Forscherin und Architektin Dr. Nataliia Mysak aus Lwiw hat kürzlich den Dokumentarfilm „The Human Chain“ fertiggestellt. Die Dreharbeiten für den Film fanden in den Regionen Charkiw, Kyiw, Tschernihiw und Lwiw im September und Oktober 2023 statt. Der Film präsentiert innovative Ansätze verschiedener Initiativen, um produktiv auf diese Herausforderungen zu reagieren. Dabei wird untersucht, welche Rolle die New Commons – das Gemeinwohl – in diesem Kontext spielen.

Der Film wird in Ausschnitten in der Veranstaltung gezeigt. In ihm und in der begleitenden Diskussion geht es darum zu beleuchten, wie ukrainische und internationale Initiativen sich entwickeln und organisieren, insbesondere um Wohngebäude für und mit Betroffenen wiederaufzubauen. Es werden Brüche und neue Praktiken reflektiert, ebenso wie die Entstehung einer neuen Form von Gemeinschaft und die Idee der Allmende (Gemeinschaftseigentum). Die Themen reichen von dringendem und schnellem Handeln bis zu langfristigen Konzepten mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit wie z.B. die Wiederverwendung gebrauchter Materialien und die Verwendung energieeffizienter Bausysteme und so weiter. Das wichtige Thema Inklusion und die Beteiligung aller Betroffenen wird ebenfalls angesprochen.


Dr. Nataliia Mysak, unabhängige Forscherin und Architektin, promovierte in Architekturgeschichte und -theorie. Mit Abschlüssen von der Polytechnischen Universität Lwiw und Stipendien an der TU Wien, Universität Malmö und ETH Zürich, engagierte sie sich zuvor in Bottom-up-Initiativen und partizipativer Planung in Lwiw. Sie war tätig am Forscherin am Zentrum für Stadtgeschichte, Lwiw, und als Architektin bei Drozdov and Partners in Charkiw. Sie gehört dem „Schweizer Netzwerk mit der Ukraine“ an und leitet das Spatial Practices Lab in Lwiw. Dort werden alternative Ansätze für die architektonische Produktion und die Entstehung neuer städtischer Gemeinschaftsgüter im Kontext der Krise untersucht.

Iris Gleichmann, Architektin und Stadtplanerin, leitete über viele Jahre das ukrainisch-deutsche Kooperationsprojekt „Kommunalentwicklung und Altstadtsanierung von Lwiw“ für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Lwiw. Als Beraterin für Kommunen, Nichtregierungsorganisationen und internationale Organisationen fokussiert sie auf integriertes Stadtmanagement, städtische Umwelt, Klimaschutz, partizipative Prozesse und kulturelles Erbe.